Glutenfrei backen für Naschkatzen heißt das Buch von Emma Goss-Custard was ich mir diesmal genau angeschaut habe. Auch für diese Buchrezension habe ich mir viel Zeit genommen, das Buch und die Autorin ausführlich unter die Lupe genommen und auch Rezepte getestet.
Die Autorin Emma Goss-Custard
Die Autorin startete ihre Bäckerei Honeybuns 1998, als sie noch mit ihrem Fahrrad Cafés und Geschäfte in Oxford belieferte. Sie hat in Oxford studiert, jedoch keinen Job gefunden, weil sie sich irgendwie mit den üblichen kommerziellen Jobs nicht anfreunden konnte. Sie aber hatte immer wieder während ihres Studiums in Bäckereien ausgeholfen. Da kam ihr eines Tages die Idee doch selbst zu backen und ihre Kreationen zu verkaufen. Basis waren die Rezepte ihrer Großmutter. Inzwischen gibt es einen Onlineshop von Honeybuns und die Produkte sind bei ausgewählten Cafés und Geschäften verfügbar.
Auf den ersten Blick
Das Buch Layout ist sensationell gut, finde ich. Ich liebe es einfach. Wie der Titel schon sagt, enthält es Rezepte für Naschkatzen und Süßmäuler. Es gibt also Rezepte für Kuchen & Torten, Muffins, Blechkuchen, Brownies, Kekse und mehr. Das Cover spricht einfach an und ist wunderschön und auch die Fotos von den Rezepten sind schön im wundervollen Retro Design, allerdings hat nicht jedes Rezept ein Foto. Das Buch enthält 90 Rezepte und heißt im Original Honeybuns, wie das Unternehmen. Es ist relativ günstig, vielleicht weil es von 2013 ist und damit schon etwas älter.
Die Geschichte von Honeybuns
Das Buch startet mit der Geschichte von Honeybuns. Honeybuns ist jetzt auf einer alten Milchfarm auf dem Land in Dorset beheimatet und hat 30 Mitarbeiter. Beeindruckend finde ich die Philosophie von Honeybuns. Es ist umweltfreundlich, erzeugt keinen Abfall, denn alles Plastik etc. wird recycelt, alles andere kompostiert. Sogar eine Solaranlage befindet sich auf dem Dach der Bäckerei. Jede Menge Bäume und Büsche wurden gepflanzt, denn die Milchfarm hat ein eigenes Naturreservat. Deshalb gibt es auch Tiere, die hier ihren Lebensabend verbringen dürfen, wie z.B. ein Pferd und eine Ziege, die ggf. liebevoll noch als Rasenmäher eingesetzt werden. Ebenfalls interessant ist das fabelhaft schrullige Café Bee Shack, das nur einmal im Monat geöffnet hat. Das finde ich so wunderbar unkonventionell, eben nicht kommerziell.
Großartig: Honeybuns soll klein bleiben
Besonders beeindruckend finde ich, dass eben nicht Quantität als Wachstum gilt, sondern Emma setzt auf Qualität. Es war wohl eine ständige Herausforderung für Emma und ihr Team, klein zu bleiben, denn das Geschäft wuchs. Es gab wohl schon einige Anfragen von Investoren, die viel Geld für Expansion geboten haben und zahlreiche Supermärkte wollten ihre Produkte. Aber wichtig am Konzept von Honeybuns ist, dass die Backwaren z.B. langsamer gebacken werden als die kommerziellen Waren. Dadurch können die Aromen sich besser entwickeln. Geschmack ist eben wichtiger als Effizienz. Die Produktionsmengen sind gering und die Zutaten sind alle natürlich. Honeybuns soll klein bleiben und einfach immer besser werden. Emma, ich finde dich einfach großartig.
Tipps zum glutenfreien Backen und Einkaufen
Du wirst vergeblich die klassischen Tipps zum glutenfreien Backen suchen, die es in so vielen glutenfreien Backbüchern gibt. Emma versucht nämlich nicht klassische Rezepte glutenfrei zu interpretieren. Die Rezepte stammen teilweise von ihrer Großmutter aus Norditalien und bestehen aus diesem Grund häufig nur aus Maismehl und verschiedenen Nüssen. Glutenfreie Mehlmischungen gibt es in ihren Rezepten nicht. Dafür wird z.B. Tapiokamehl, Leinsamenmehl und Sorghummehl eingesetzt. Neben vielen generellen Backtipps finde ich z.B. interessant, dass sie lieber Guarkernmehl verwendet, da es natürlicher ist und nicht so stark behandelt ist wie Xanthan. Sie empfiehlt Nüsse selbst zu rösten und zu mahlen. Ein wichtiger Tipp ist auch, dass alle Zutaten Zimmertemperatur haben, da eine zu kaltes oder zu heiße Zutat den Teig beim Backen zusammenfallen lassen kann. Am Ende des Buches gibt ein Kapitel zum Thema glutenfrei einkaufen. Ich fand hier z.B. interessant, dass sie Schokolade von Callebaut verwendet. Die muss ich unbedingt mal testen.
Die Rezepte
Es gibt zum Beispiel Pflaumen-Schoko-Küchlein, Beeren-Streusel-Schnitten, Amondi-Plätzchen und natürlich die Himbeertorte mit weißer Schokolade, die auf dem Cover zu sehen ist. Ich habe die Rezepte für Shortbread mit Maisgrieß und Congo Bars getestet. Die Rezepte gelingen und sind unfassbar lecker, für mich eine Quelle der Inspiration. Sie sind dabei leicht verständlich, ausführlich und gut beschrieben, die Zutaten übersichtlich z.B. nach Füllung und Glasur unterteilt. Angaben zur Menge, z.B. ergibt 12 Stück sind oft enthalten. Es gibt leider keine Information ob es sich bei der Backtemperatur um Ober- und Unterhitze oder Umluft handelt, dafür aber interessante Angaben zur Haltbarkeit und Kompost. Als Backformen verwendet sie häufig Springformen, Kastenformen und rechteckige Formen (29 x 23 x 4 cm). Leider gibt es relativ lange Zutatenlisten, relativ ungewöhnliche Zutaten wie z.B. Sorghummehl, Tapiokamehl, Leinsamenmehl, relativ teure Zutaten wie z.B. Mandelöl und viele, viele Nüsse. Ich backe schon lange glutenfrei mit ähnlichen Zutaten, aber wahrscheinlich gibt es viele Menschen, die es gerne nicht so aufwändig hätten.
Fazit
Dieses Backbuch ist besonders, weil es so wunderschön liebevoll gestaltet ist, keine Fertigmischungen enthält und keinen Vergleich zu glutenhaltigen Rezepten sucht. Im Gegenteil, hier wird sich kreativ ausgetobt mit natürlich glutenfreien Zutaten. Emma zeigt, wie du glutenfrei genießen kannst ohne auf Geschmack zu verzichten. Dieses Buch ist eine Quelle der Inspiration und enthält sehr leckere Rezepte für Naschkatzen. Allerdings darfst du keine langen Zutatenlisten fürchten oder ungewöhnliche Zutaten scheuen. Es ist ein wunderbares Buch, wenn du auch ein Fan von Nachhaltigkeit und Qualität bist und neue glutenfreie Backideen suchst.